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Die moderne Frau menstruiert ungefähr 500 Mal in ihrem Leben. Ausser wir sind schwanger oder am stillen, machen wir während 40 Jahren Monat für Monat eine Runde auf unserem hormonellen Riesenrad. Unser Körper und unsere Emotionen sind dabei an den Fluss und die Bewegung unseres weiblichen Zykluses gekoppelt.

In der ersten Phase dieses Zykluses steigt unser Hormonlevel zusammen mit unserem Energielevel an und wir sind dementsprechend an unseren fruchtbaren Tagen auf den Höhepunkt unserer Energien. In diesen Tagen fühlen wir uns attraktiv, sind tendenziell extrovertierter und anderen Menschen gegenüber sowohl offener als auch mitfühlender und liebevoller. Doch Dann das Rad dreht weiter und sowohl unser Hormon- als auch unser Energielevel sinken, bis wir schlussendlich mit der Menstruation eine Umdrehung auf unserem Riesenrad abschliessen. In dieser Phase sind wir introvertierter, haben ein grösseres Bedürfnis nach Zeit für uns selbst. Deshalb sind wir oft auch etwas intoleranter und ruppiger.

Das Lineare Paradigma

In unserer westlichen, leistungsorientierten Gesellschaft fällt es den meisten Frauen aber sehr schwer, diesen Zyklus zu akzeptieren, sich einzugestehen, dass wir diesem Zyklus ‚unterliegen‘ – auch wenn wir uns noch so gegen ihn sträuben. Deshalb empfinden viele Frauen ihre Mens auch als ‚Übel‘, oder gar als ‚Fluch‘. Das hat sehr viel damit zu tun, dass wir versuchen unser Leben – insbesondere das Arbeitsleben - linear strukturieren, wie es die Männer tun. Aber warum sollten wir jeden Tag dieselbe Arbeit mit dem gleichen Energieverbrauch erledigen, wenn das nicht unserem Körper und unseren Emotionen – unserem Zyklus - entspricht?

Viele Frauen sind in einem linearen Paradigma gefangen, das weder ihrem Körper noch ihrer Psyche entspricht. Wenn wir unsere Tage haben versuchen wir diese möglichst zu verdrängen. Wir stecken einen Tampon ein, nehmen Schmerztabletten und tun so, als ob nichts wäre. Bauchschmerzen oder gar Krämpfe, Müdigkeit, Mattheit, benebeltes Gefühl und Kopfschmerzen – wir leiden still vor uns hin und sehen es als unser weibliches Schicksal an, das es zu ertragen gibt.

Das Rote Zelt

Nicht nur im Ayurveda, sondern auch bei uns gab es in der vorindustriellen Zeit in fast allen Kulturen ‚Menstruationszelte‘ oder ‚-Hütten‘ - das ‚rote Zelt‘. Bei Neumond waren alle menstruierenden Frauen in diesem roten Zelt und konnten sich ausruhen, um ihre heilige, feminine Energie und Fertilität zu erneuern. Die Menstruation wurde als Zeichen der Fruchtbarkeit und Weiblichkeit gesehen und geehrt. Die Blutung wurde als wichtige Reinigung des weiblichen Systems angeschaut. In schamanistischen Kulturen wird diese Tradition noch immer gelebt. Da ist die ‚Mondzeit‘ eine verehrte Zeit, und die Ankunft der weiblichen Menstruation wird als Geschenk gefeiert. Es ist in diesen Kulturen ein Tabu, dass Frauen in dieser Zeit arbeiten würden.

Würden wir unsere Mens auch so ehren, würden wohl auch wir unsere Tage nicht als ‚Fluch‘ erleben. Wie wäre es also, wenn wir unsere Tage als etwas ‚Spezielles‘ anschauen würden, so eine Art wie ein Feiertag – Weihnachten? Als eine wichtige, monatliche Reinigung unseres Systems? Wie würden wir unsere Tage empfinden, wenn wir uns während der Menstruation diese Ruhe und Erholung geben würden, die wir dann brauchen? Ein monatlicher Kurzurlaub, der uns lehrt, wie wichtig es ist die Balance zwischen Leben und Arbeiten zu finden, zwischen Aktivität und Passivität, Geben und Nehmen?

Menstruation und Mond

Warum hatten die Frauen ihre Party im roten Zelt eigentlich bei Neumond? Ganz einfach: Unser Zyklus ist an den des Mondes gekoppelt. Die offensichtlichste Verbindung ist die Länge der beiden Zyklen. Bevor unsere Organismen von künstlichem Licht beeinflusst wurden, haben die Frauen ganz natürlich mit dem Neumond menstruiert und waren mit dem Vollmond am fruchtbarsten. In unseren modernen Zeiten aber, ist diese Simultanität weggefallen. Frauen menstruieren irgendwann – und dennoch scheint es als ob immer noch viele Frauen mit dem naturgegebenen Zyklus mitgehen.

Egal, ob Du zu diesen Frauen gehörst, oder nicht, die Verbindung von dem lunaren Zyklus zu unserem eigenen zu sehen hilft uns, unseren eigenen Zyklus und unseren eigenen Körper besser zu verstehen. Den Mond am Himmel zu- und abnehmen lassen – das tun wir alle gerne. Wenn wir uns mit ihm verbinden und erkennen, dass unser eigener Körper Teil dieses Naturphänomens ist, hilft uns bei der Akzeptanz unserer Tage. Ja, unser Zyklus mit dem Wachsen und Schwinden des Uterus, dem Reifen uns loslassen eines potentiell fruchtbaren Eis ist ein Spiegelbild von der Reise des Mondes von der Fülle zur Leere.

Keine Angst vor Müdigkeit

Genauso wie der Neumond leer und dunkel ist, so fühlen wir Frauen uns natürlicherweise während der Mens. ‚Frauen haben eine unglaubliche Angst davor, sich müde zu fühlen. Wir haben Angst, dass wenn wir Müdigkeit zulassen, wir es nie mehr schaffen, wieder aufzustehen‘, sagt Anne Wilson Schaef in ‚Meditations for Women Who Do too Much‘. Und dabei sind sich in diesem Punkt Ayurveda und TCM sowie schamanistische Gesundheitslehren einig: Am ersten Tag der Menstruation sollten wir Frauen uns eine Auszeit nehmen, davon würde nicht nur unsere reproduktive sondern unsere ganze Gesundheit enorm profitieren. Das sehen immer mehr auch moderne wesliche Gynakologen, wie beispielsweise der amerikanische Autor und Gynakologe Dr Christiane Northrup, M.D., der sagt, dass sogar Osteoporose entgegengewirkt werden kann, wenn man auf die Körperweisheit hört und einmal pro Monat eine kleine Pause einschaltet.

Moving with the moon nach Ana Davis

Ana Davis, Autorin und Yogalehrerin hat ein ganzes System entwickelt, wie wir Frauen uns mehr mit unserem Körper verbinden können und uns mit dem Mond bewegen können – ‚Moving with the moon‘ heisst ihr kürzlich veröffentlichtes ebook. Darin zeigt sie auch Übungen, die wir während der Tage machen können, wenn wir eben müde sind. Es sind alles Übungen, die unsere Pause zu einer konstruktiven Auszeit machen. ‚Wenn wir uns die Zeit nehmen und uns am ersten Tag der Mens etwas Gutes tun, uns zurückziehen in unseren kleinen ‚Mens-Retreat-Cocoon‘ , dann sind wir nur umso erfrischter, leistungsfähiger und tatkräftiger, wenn wir ihn dann wieder verlassen‘ sagt sie. Wir brauchen also weder Angst vor der Müdigkeit, noch vor der Mens zu haben. Beides sind Geschenke, die uns helfen, unsere Kräfte neu zu entdecken.

Ana Davis ‚Moving with the Moon: www.movingwiththemoon.com